Text von Marie Altpeter
Ressourcen schonen durch Reparieren
Immer mehr Produkte werden bereits nach kurzer Zeit ausgetauscht: Vom Smartphone über
den Wasserkocher bis zum Kühlschrank. Wenn etwas kaputt geht, wird es oft einfach
weggeworfen. Dieses Phänomen ist längst in unserer Gesellschaft angekommen. In
besonderer Form zeigt sich das in der Verwendung von Einwegprodukten und
Verpackungen. Wir verschwenden kaum noch einen zweiten Gedanken daran. Doch
Ressourcen sind endlich und es ist an der Zeit, sich mit dem Thema Konsum, Abfall und
Reparatur auseinanderzusetzen. Insbesondere Elektroschrott wird oft nicht recycelt. Wir
können es uns nicht mehr leisten, alles gleich wegzuwerfen, sobald es nicht mehr richtig
funktioniert. Produkte müssen wieder langlebiger werden und wir als Gesellschaft müssen
lernen damit umzugehen. Dafür braucht es auch politische Unterstützung. In der Agenda
2030 ist das Ziel, natürliche Ressourcen nachhaltig und effizient zu nutzen, bereits
festgeschrieben: Doch wie lässt sich das konkret umsetzen?
Neukauf ist günstiger als Reparatur
Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Materielle Dinge, die oft noch weiter- oder
wiederverwendet werden könnten, werden aus Überfluss und Bequemlichkeit nur kurz
genutzt, entsorgt und erneut gekauft. Die Gründe dafür sind vielfältig. Viele Produkte werden
industriell durch Serienproduktion und qualitativ minderwertige Rohstoffe sehr günstig
hergestellt. Gleichzeitig ist der Erhalt, die Reparatur und Pflege von Produkten oft mit
erheblichen Kosten verbunden. Viele technische Geräte, wie zum Beispiel Smartphones,
werden jedes Jahr mit neuen Funktionen ausgestattet. Wer auf dem neuesten Stand bleiben
will, muss sich ständig ein neues kaufen. Eine Reparatur oder regelmäßige weiterlaufende
Softwareupdates werden vom Hersteller selten angeboten. Die Geräte sind meistens
verklebt und nur schwer zu öffnen. Sich selbst an die Reparatur eines Handys zu setzen,
erfordert viel Wissen und auch Geld, um die nötigen Ersatzteile zu finanzieren.
Wie Reparieren wieder attraktiver wird
Es gibt nicht die eine Regelung oder ein universales Regelwerk für ein Recht auf Reparatur.
Alle Maßnahmen verfolgen aber das gleiche Ziel: Eine gesetzliche Grundlage, die Hersteller
dazu verpflichtet, Geräte so zu bauen, dass sie tatsächlich reparierbar sind. Weitere
Forderungen sind: Längere Garantiezeiten, bessere Verfügbarkeit von Ersatzteilen sowie
regelmäßige Softwareupdates von technischen Geräten.
Für die Umsetzung dieser Ziele gibt es eine Reihe an möglichen Instrumenten – auf lokaler,
nationaler und europäischer Ebene. Auf lokaler Ebene gibt es bereits in vielen Orten
sogenannte Repair Cafés. Dort kommen Menschen zusammen, um gemeinsam Geräte zu
reparieren. Das Wissen ist meist selbst angeeignet und die Arbeit ehrenamtlich. Mit einem
Recht auf Reparatur könnten diese Orte gestärkt und finanziell unterstützt werden, so dass
in jedem Ort ein Repair Café entstehen kann.
Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag festgeschrieben: “Die Lebensdauer und die
Reparierbarkeit eines Produktes machen wir zum erkennbaren Merkmal der
Produkteigenschaft (Recht auf Reparatur).” Eine Möglichkeit, dieses Ziel umzusetzen, wäre
der digitale Produktpass. Dieser soll Auskunft über die Reparierbarkeit geben sowie den
sozialen und ökologischen Fußabdruck transparent und die Lieferkette verfolgbar machen, zum Beispiel in Form eines QR-Codes. Auch in unseren Nachbarländern gibt es bereits
konkrete Vorgehen um ein Recht auf Reparatur zu stärken: Seit 2021 gibt es in Frankreich
den Reparatur Index. Dieser zeigt dem Verbraucher in Form eines Bewertungssystems
direkt an, wie leicht oder schwer ein Gerät zu reparieren ist. Faktoren, die dabei beachtet
werden, sind die Verfügbarkeit von Ersatzteilen oder die Möglichkeit, Standard Werkzeuge
zu nutzen. In Österreich gibt es seit 2022 den Reparatur Bonus. Der Reparaturbonus ist eine
Förderaktion des Klimaschutzministeriums für die Reparatur von elektrischen und
elektronischen Geräten und richtet sich an Privatpersonen. Die Finanzierung wird über
EU-Mittel ermöglicht und läuft noch bis 2026. Damit erhalten Menschen, die ein Produkt
reparieren, 50 Prozent der Kosten vom Staat zurück. Die Obergrenze liegt bei 200 Euro pro
Reparatur. Menschen mit Wohnsitz in Thüringen konnten im vergangenen Jahr auch schon
von diesem Modell profitieren. Dort wurden bei einer anfallenden Reparatur ebenfalls 50
Prozent der Reparaturkosten erstattet. Allerdings mit einer Obergrenze von 150 Euro pro
Person, pro Jahr. Für dieses Jahr ist eine Neuauflage der Förderung geplant.
Auch auf europäischer Ebene setzen sich die Abgeordneten ein, das Recht auf Reparatur
umzusetzen. Zu den konkreten Vorschlägen gehören Prämien, ein kostenloser Zugang zu
Reparatur- und Wartungsinformationen sowie eine Garantie für Software-Updates. Weitere
Vorschläge sind Geräte verstärkt modular aufzubauen, um so die Haltbarkeit und
Reparierbarkeit zu unterstützen, Verbraucher intensiver über die Reparaturfähigkeit von
Geräten zu informieren, sowie Garantie Zeiträume zu verlängern.
Wieso sich etwas ändern muss
Mit einem Recht auf Reparatur verlängert sich die Lebensdauer von Produkten und es
entsteht weniger Abfall und Elektroschrott. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern
auch für uns Menschen, da weniger Giftstoffe ins Grundwasser gelangen. Ein weiterer
Vorteil ist, dass Verbraucher bei einer Reparatur nicht noch Geld drauflegen müssen,
sondern Geld sparen.
Am wichtigsten ist jedoch, dass es ein Umdenken in der Politik und der Zivilgesellschaft gibt.
Beide Seiten müssen sich aktiv mit dem Thema auseinandersetzen. Es muss gesetzliche
Richtlinien in Bezug auf Reparierbarkeit und Lieferketten sowie staatliche Förderungen
geben. Diese müssen allen Menschen ermöglichen, kostengünstig und zeitnah ihre Geräte
reparieren zu lassen. Besonders im Bezug auf soziale Gerechtigkeit muss es günstige
Angebote zur Reparatur geben. Gleichzeitig muss das Thema in die Mitte der Gesellschaft
getragen werden. Verschiedene Möglichkeiten sind zum Beispiel die Gründung von Repair
Cafés und Aktionen in Kindergärten und Schulen. Auch auf Social Media und den
klassischen Medien muss das Thema sichtbar gemacht werden. Nachhaltigkeit ist
mittlerweile zwar in aller Munde, doch das Thema Reparatur wird selten in den Vordergrund
gerückt. Reparieren muss wieder alltäglich werden. Die Langlebigkeit von Produkten sollte
dabei immer im Sinne einer Kreislaufwirtschaft mitgedacht werden. Dabei geht es darum,
natürliche Rohstoffe möglichst lange zu nutzen, um die Umwelt zu schonen. Die
vorhandenen Ressourcen müssen verantwortungsvoll genutzt und bewusst konsumiert
werden. Sobald die Produkte entsorgt werden (müssen), muss es immer auch
Möglichkeiten zur fachgerechten Entsorgung und Recycling geben.
Quellen:
https://www.bmz.de/de/agenda-2030/sdg-12
https://de.wikipedia.org/wiki/Wegwerfgesellschaft
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/recht-auf-reparatur-101.html
https://www.tagesschau.de/multimedia/audio/podcast-mal-angenommen-elektroschrott-101.
html
https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/society/20220331STO26410/recht-auf-re
paratur-warum-sind-eu-rechtsvorschriften-wichtig
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